Rund 800.000 Operationen werden nach der Diagnose „Grauer Star“ pro Jahr durchgeführt. Es herrscht demnach eine gewisse Routine bei dieser bislang fast alternativlosen Behandlung.
Grauer Star: Diese Symptome führen zur Operation
Ein Grauer Star wird auch als Katarakt bezeichnet und führt zu einer Trübung der körpereigenen Linse. Die Trübung lässt das Auge grau erscheinen, daher auch der Name der Erkrankung, die unbehandelt in jedem Fall zur Erblindung führt. Meist sind Menschen ab ca. 60 Jahre betroffen, ab dem 75. Lebensjahr trifft ein Grauer Star sogar jeden Zweiten bzw. ist den Betreffenden die eigene Erkrankung bewusst. Zuvor wird sie oft noch als allgemeine und altersbedingte Sehschwäche abgetan. Ein Grauer Star kann aber erfolgreich behandelt werden, was in der Regel im Rahmen einer Operation möglich ist. Bislang gibt es zu dieser nur wenige Alternativen.
Folgende Symptome sollten Betroffene aufmerksam werden und sie zum Arzt gehen lassen:
- kontinuierliche Trübung der Augenlinse
- nachlassende Sehkraft
- nachlassende Sehschärfe
- Blendeffekte und Lichtempfindlichkeit
- Beeinträchtigung des räumlichen Sehens
- kurzzeitige Verbesserung der Sehkraft bei eigentlich vorhandener Weitsichtigkeit
Meist stellt sich ein Grauer Star altersbedingt ein, doch auch jüngere Menschen und sogar Kinder können daran erkranken. Der Katarakt ist in sehr seltenen Fällen angeboren, oft ist er aber auch das Ergebnis der Einnahme von Medikamenten oder eines übermäßigen Alkoholgenusses. Außerdem führen verschiedene Augenerkrankungen zur Trübung der Augenlinse.
Grauer Star: Operation als Lösung
Bislang hat sich das Augenlasern noch nicht als komplette Alternative zur Operation durchsetzen können, doch dazu gleich mehr. Die herkömmliche Operation sieht vor, dass die körpereigene Linse durch ein künstliches Modell ersetzt wird, was den Betreffenden vor der Erblindung bewahren kann. Die Operation dieser Augenerkrankung gehört für Ärzte mittlerweile zum Standard und stellt keine besondere Herausforderung mehr dar. Glück für den Patienten, der sich auf eine ausgezeichnete Fachkenntnis in der Klinik seiner Wahl verlassen kann.
Viele Ärzte raten nicht erst dann zu einer Operation, wenn sich das Sehvermögen stark verschlechtert, sondern auch schon in den Fällen, in denen zum Beispiel die Blendwirkung so groß wird, dass beispielsweise das Autofahren in der Nacht oder in der Dämmerung unmöglich wird. Studien haben ergeben, dass sich nicht nur die Sehkraft nach der Augenoperation normalisiert, sondern dass sogar die Lebenserwartung der Patienten steigt.
Der Studie zufolge liegen die Gründe für eine höhere Sterblichkeit bei Menschen, die sich keiner Katarakt-OP unterziehen, darin, dass sie durch schlechtes Sehen häufiger stürzten oder im Alltag aus Irrtum zu falschen Medikamenten greifen. Sicherlich spielt hier aber auch die psychische Ebene mit hinein: Wer besser sieht, fühlt sich wohler und zufriedener, was zu einem verbesserten Immunsystem beiträgt. Die Operation des Grauen Stars ist damit eine aus mehreren Gründen zu empfehlende Lösung des Sehproblems.
Video: Grauer Star: Wie wird Grauer Star operiert? – Teil 2 – NetDoktor.de
Grauer Star: Ablauf der Operation
Der Arzt wird mehrere Schnitte in die Hornhaut setzen, damit die natürliche Augenlinse entfernt werden kann. Die vordere Kammer des Auges wird dafür an drei Stellen eröffnet, wobei das Besondere dabei ist, dass diese Stellen nicht bluten. Sie schließen sich nach der Operation von selbst wieder. Mithilfe des Ultraschalls wird die Linse zertrümmert und kann danach abgesaugt werden.
Was sich recht brutal anhört, ist für den Patienten allerdings völlig schmerzfrei, denn er bekommt eine örtliche Betäubung des Auges verabreicht. Durch Injektion eines Sedationsmittels ist das Auge empfindungsfrei und kann auch nicht mehr bewegt werden. Dies sorgt für das nötige Maß an Sicherheit während der Operation. Alternativ dazu kann das Auge mithilfe von Tropfen betäubt werden, danach ist es allerdings noch in der Lage, sich zu bewegen. Der Patient muss bei dem Eingriff aber starr geradeaus schauen, daher ist diese Variante nicht für jeden geeignet. Immerhin dauert die OP rund zehn Minuten pro Auge. Nur teilweise wird unter Vollnarkose operiert.
Der Ablauf der Operation im Einzelnen:
- Betäubung des Auges
- Abdecken des Operationsbereichs und Aufspreizen der Augenlider
- Setzen der Schnitte in die vordere Augenkammer und Eröffnung derselben
- Einspritzen einer Adrenalinlösung zur Weitung der Pupille
- Stabilisierung der Augenkammer durch ein Gel
- Eröffnung der Linsenkapsel
- Einführen von Wasser in den Linsensack
- Zerlegung der Augenlinse per Ultraschall
- Absaugen der Linsenteile
- Einbringen der gefalteten Kunstlinse in das Auge
- Positionierung der entfalteten Kunstlinse
- Anlegen des Augenverbands bzw. Verkleben des operierten Auges
Meist wird pro Behandlungstag nur ein Auge operiert, damit die Orientierung des Patienten trotz des Verbands noch gewährleistet ist.
Nach dem Eingriff kann der Patient nach Hause gehen und muss am nächsten Tag zur Kontrolle wieder beim Arzt erscheinen. Dieser nimmt den Verband ab und bewertet den Erfolg der Operation. Der Patient muss sein Sehvermögen beschreiben, welches meist als intensiver, mit helleren Bildern und mit einer leichten Blendwirkung dargestellt wird. Der Arzt verschreibt nun entzündungshemmende Medikamente bzw. Augentropfen mit antibiotischer Wirkung, die vorsorglich angewendet werden müssen.
Nach der Operation ist es wichtig, dass sich der Patient körperlich schont. Die üblichen Alltagstätigkeiten im Haus können bereits am nächsten Tag wieder begonnen werden, allerdings sollte niemand ausgerechnet den Frühjahrsputz auf den Tag nach der Operation legen! Wichtig ist überdies, dass jederzeit eine Begleitperson zur Seite steht, die notfalls bei Auftreten von unerwarteten Komplikationen für rasche Hilfe sorgen kann. Verschlechtert sich das Sehvermögen rapide, ist das Aufsuchen der Notaufnahme unumgänglich. Es handelt sich um einen Notfall, bei dem rasch gehandelt werden muss, um das Augenlicht zu erhalten bzw. das Auge nicht weiter zu schädigen.
Viele Kliniken bieten an, den Patienten zumindest bis zur ersten Kontrolle am nächsten Tag stationär aufzunehmen, sodass auf kritische Veränderungen reagiert werden kann. Allerdings sind diese so selten, dass es tatsächlich dem Patienten und seinem eigenen Sicherheitsempfinden überlassen bleiben kann, ob er in der Klinik bleiben oder lieber nach Hause gehen möchte. Insgesamt stellt sich die Behandlung eines Grauen Stars mittlerweile als Routineeingriff dar, der mit äußerst geringen Nebenwirkungen einhergeht und bei dem Komplikationen kaum zu erwarten sind.
Alternativen zur Operation: Grauer Star kann auch anders behandelt werden
Die Operation erscheint vielen Menschen nicht gerade verlockend, doch bis vor einigen Jahren gab es keine wirklich andere Behandlungsart. Ehe sich Betroffene überhaupt zu einem Eingriff entscheiden, versuchen sie meist, die vorhandenen Probleme zu kaschieren und setzen auf Hilfe durch den Augenoptiker. Dieser passt Kontaktlinsen oder eine Brille an und gleicht das Sehproblem aus. Doch das Sehvermögen verschlechtert sich immer weiter, was teilweise auch rapide gehen kann.
Ein Grauer Star lässt sich nicht mit Medikamenten behandeln, zumindest stellen diese bislang noch keine erforschte Alternative zur Operation dar. Es gibt allerdings Forschungen der University of Michigan bezüglich einer Substanz, die die Verklumpung von Eiweißen verhindern kann. Diese Verklumpung führt zur Linsentrübung; wird sie aufgehalten, verbessert sich auch der Zustand der Linse. Zumindest im Laborversuch war dies erfolgreich.
Auch der Femtosekundenlaser stellt eine Alternative dar, um den Katarakt zu behandeln. Galt lange Zeit, dass das Augenlasern eine Operation nicht ersetzen könne, musste diese Aussage revidiert werden. Allerdings ist das Lasern allein keine Möglichkeit, die Augenoperation auf herkömmlichem Wege zu ersetzen. Das Gute an dieser Methode ist, dass der Eingriff deutlich schonender abläuft, denn beim Lasern wird nur ein millimeterkleiner Schnitt gesetzt, der am Rand der Hornhaut entlangführt. Im Gegensatz dazu fügt das Skalpell dem Auge einen Schnitt von rund sechs Millimetern zu!
Der Laser kann zudem dem Kapselsack eröffnen und ermöglicht damit den Zugriff auf die Linse. Für das Auge wird das Augenlasern auch aus dem Grund als schonender angesehen, weil deutlich weniger Ultraschallenergie zum Zertrümmern der Linse nötig ist. Die Sicherheit ist bei diesem Eingriff stets gegeben, das Auge wird kontinuierlich mit dem Laser vermessen und geprüft. Der kleine Schnitt muss nicht verklebt werden, er schließt sich nach der Augenoperation von selbst.
Da immer mehr Patienten auch nach Möglichkeiten der Komplementärmedizin fragen, sei an dieser Stelle erwähnt, dass sie keine Alternative zur Operation darstellt. Steht die Diagnose „Grauer Star“, so muss so rasch wie möglich gehandelt werden. Teilweise verschlechtert sich das Sehvermögen enorm schnell und es gilt, darauf angemessen zu reagieren. Wer jetzt mit der Anwendung homöopathischer Mittel beginnt und eine Zeit lang Globuli und andere Naturheilmittel ausprobiert, läuft Gefahr, rasch zu erblinden.
Dem gegenüber steht die Erkenntnis der Weltgesundheitsorganisation, dass Akupunktur einen gewissen Stellenwert bei der Behandlung das Grauen Stars innehat. Doch dieser Stellenwert bezieht sich nicht auf die Behandlung der Erkrankung bis hin zu einem Auge, das fast uneingeschränkte Sehkraft besitzt. Es geht vielmehr darum, das Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen und eine allzu rasche Verschlechterung des Sehens zu verhindern.
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