Über Spanische Männer gibt es, wie auch über den deutschen oder italienischen Mann, viele Vorurteile und Mythen. Die wohl bekanntesten Stereotypen zeichnen ein Bild von Don Juan und Carmen. Doch wie sieht die Wirklichkeit um Spanische Männer tatsächlich aus?
Über die Entwicklung und Rolle der Frau in Spanien
Um den spanischen Mann zu verstehen, muss man zunächst einen Blick auf die spanische Frau werfen. Lange Zeit blieb die Spanierin ohne eigene Persönlichkeit und ohne eigene Rechte. Sie war Mutter, Gespielin und Hausfrau. 1500 Jahre strenger Katholizismus, der arabische Einfluss im Land und dazu 40 Jahre Franco-Diktatur hinterließen ihren Spuren.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte schaffte es die spanische Frau immer mehr, sich ihre eigene Identität aufzubauen. Was sich Frauen in Deutschland, Frankreich oder auch den USA schon lange erkämpft hatten, hat sie endlich nachgeholt. Seit dem Jahr 1975 dürfen die Frauen in Spanien arbeiten gehen, ohne vorher die Erlaubnis ihres Mannes einholen zu müssen. Zudem dürfen sie ein eigenes Konto und einen Pass besitzen. 1978 legte die demokratische Verfassung endlich auch rechtlich die Gleichberechtigung von Frauen fest.
Die Frauen in Spanien haben es ohne Zweifel geschafft, sich Raum in der Öffentlichkeit zu erobern. Sie werden den anderen Europäerinnen immer ähnlicher. Und trotz all der Entwicklung bleibt manchen Schichten die Emanzipation bis heute vorenthalten. Ein Grund dafür: Die Tradition und damit auch die traditionellen Rollen sind in Spanien sehr fest verankert und deshalb ist der Kampf gegen sie sehr zäh. Nicht nur die soziale Schicht entscheidet, wie sehr sich die spanische Frau emanzipieren darf und kann, sondern auch ihr Geburts-und Wohnort. In Madrid oder Barcelona haben die Frauen mehr Möglichkeiten als zum Beispiel in Andalusien auf dem Land. Und auch trotz aller Fortschritte gibt es Spanien bis heute für eine Frau drei Schwerpunkte in ihrem Leben: ihren Glauben, die Familie und die Treue.
Der spanische Macho und die Bedeutung der Ehe
Die Spanier wollen ihre Macho-Privilegien nur sehr ungerne aufgeben. Haushalt und die Kindererziehung liegen also in den Händen der Frau des Hauses. Die traditionelle Rollenverteilung ist immer noch weit verbreitet. In vielen Fällen endet die hart erkämpfte Emanzipation der spanischen Frau also im eigenen Haus an dem fest abgesteckten Hoheitsgebietes des spanischen Mannes.
Bevor aber geheiratet werden kann, muss die Spanierin aber erst einen geeigneten Mann finden. Beim Flirten und Daten ist eines ganz besonders wichtig: Der Spanier muss glauben, der Eroberer der Frau zu sein. Die Frau zieht dafür allerlei Register. So geht man in Spanien in der Regel zunächst recht unverfänglich miteinander aus und dass über mehrere Monate. Dabei geht die eine Spanierin aber nie auf die Forderungen des Mannes ein. Dieses Spiel wird so lange gespielt, bis der Spanier tatsächlich bereit ist, sich zu binden. Am Ende soll er dann das Gefühl haben, zu triumphieren. Gerne lästert die Frau über ihren spanischen Macho, wiederspricht ihm aber nicht und stellt sich lieber naiv.
Der Spanier scheint die erfolgreiche, selbständige und intelligente Frau immer noch zu fürchten. Das liegt in erste Linie an der Tatsache, dass solche Frauen den Mythos der männlichen Überlegenheit angreifen. Es ist ihm wichtig, seine Frau zumindest intellektuell beherrschen. Der Spanier möchte ganz klar über seiner Frau stehen, natürlich nur, um sie dann zu sich hoch zu heben. Das Erheben ist aber Sache des Mannes und nicht der Frau. Die Abhängigkeit der Frau von ihrem Mann wird auch in der Bedeutung der Ehe deutlich. Ungestraft kann man ihr nicht entgehen. Ohne Mann – also Vater, Bruder oder Ehemann – hat die spanische Frau es auch heute noch in der spanischen Gesellschaft eher schwer.
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Schoene Seite 😀